06.November 2018

Zeitungsartikel von “Tiefenrausch – Das Live Rock Musical” – 06.11.2018

Tiefenrausch

„Tiefenrausch“ rockt als Musical in der Niebuhrg
06.11.2018 – 14:00 Uhr – Aus der WAZ NRZ

In Krieg, Krankenhaus und Psychiatrie treibt es den Fabrikantensohn Thomas C. (nicht zu verwechseln mit dem Leadsänger der Band) im ausschweifenden Plot von „Tiefenrausch“. Im Hintergrund rocken die Lichtgestalten.
In Krieg, Krankenhaus und Psychiatrie treibt es den Fabrikantensohn Thomas C. (nicht zu verwechseln mit dem Leadsänger der Band) im ausschweifenden Plot von „Tiefenrausch“. Im Hintergrund rocken die Lichtgestalten.
Foto: Udo Gottschalk
OBERHAUSEN. Uraufführung in der Niebuhrg verwandelt Songtexte in eine Geschichte. Die schwarzhumorige Inszenierung nimmt im zweiten Teil gehörig Fahrt auf.
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Eine Band, die Kritiker in der Nähe von „Rammstein“ verorten oder ihren Stil als „neuen deutschen Schwarzrock“ bezeichnen, spielt eigentlich nicht den Sound, der Musical-Fans begeistert. Da ist es schon ein Wagnis, das Regisseur Thomas Schiffmann einging, als er nach beliebten Komödien wie „Toast Hawaii“ oder „Schlager lügen nicht“ jetzt mit der Band „Lichtgestalt“ in der Niebuhrg etwas völlig Neues ausprobierte.

Am Ende beschwingt
Aus den Songs der Erfolgs-CDs der Lichtgestalten entwickelte er eine passende Geschichte. Ergebnis ist das Rock-Musical „Tiefenrausch“, dessen Uraufführung jetzt Premiere feierte. Das Publikum im leider nicht ausverkauften Haus applaudierte stehend.

 

Theaterchef Holger Hagemeyer hatte die Premierengäste eingestimmt: „So etwas haben Sie noch nie gesehen.“ Er hoffe, dass möglichst alle bis zum Schluss dabei blieben – ein Wunsch, den die Zuschauer gern erfüllten.

Während die Handlung trotz des sehr witzigen Auftakts in der Psychiatrie und der treibenden Kraft der Band zunächst ein wenig zähflüssig voranschreitet, nimmt die Inszenierung nach der Pause richtig Fahrt auf. Die Aufführung entwickelt sich zum musikalisch-künstlerischen Erlebnis, bei dem das Publikum emotional mitgeht und den Theatersaal am Ende beschwingt verlässt.

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Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens
Doch worum geht’s? „Tiefenrausch“ ist ein Hit aus der Erfolgs-CD „Motorenherz“ der Band, deren Sänger Thomas C. Hertz dem Musical-Helden seinen Namen gibt. Der ist Sohn eines Waffenfabrikanten und auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, wobei seine Liebe zu Anna sowie sein Verhältnis zur Adoptivschwester Lilith die entscheidende Rolle spielen. Anna, die für das Gute steht, stirbt, während Lilith Thomas C. zum Bösen verführt. Doch Anna begleitet den Helden weiterhin als ein Rat gebender Engel durch die Stationen seines Lebens: Kirche, Krieg, Sekte und am Ende doch Kämpfer gegen Machtmissbrauch.

Thomas Cs Lebensweg wird, weil es die Texte der Lichtgestalt-Lieder hergeben, kräftig mit schwarzem Humor gewürzt. Sehr ansprechend choreographiert sind die tänzerisch-pantomimischen Einlagen der drei Künstlerinnen, die Tomas Cs Lebensweg ebenfalls begleiten.

Immer noch stimmgewaltig
Musical-Stimmen treffen harten Rock-Sound oder ist es umgekehrt? Die Lichtgestalt-Lieder werden zwar von den beteiligten Musical-Darstellern ihrem Genre entsprechend interpretiert, klingen aber doch am besten, wenn der Lead-Sänger der Band das selbst übernimmt. Trotzdem ist „Tiefenrausch“ ein gelungenes Experiment das Rockkonzert-Erlebnis und Theater miteinander verbindet. Übrigens: Alt-Star Peter Kellner ist als Vater des Thomas C. mit von der Partie. Ihm wurde der Song „Des Menschen Wolf“ auf den Leib geschrieben. Er ist immer noch stimmgewaltig unterwegs.

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