Zeitungsartikel von ,,Runter zum Fluss” – vom 21.06.2020
PARKKBANKTHEATER
Niebuhrg in Oberhausen inszeniert tolle Beziehungskiste
Anke (Nina Barton) hat sich nicht nur im Zelt von Karsten (Oliver Sekula) einquartiert. Sie
verordnet ihm auch gleich ein Umerziehungsprogramm.
Niebuhrg in Oberhausen inszeniert tolle Beziehungskiste | waz.de | 22.06.20, 13)23
OBERHAUSEN.
Zwei Stunden schlagfertige Dialoge und brillante Komik bietet die Komödie
„Runter zum Fluss“ im Garten der Niebuhrg in Oberhausen.
An den Ort der Sehnsucht vieler Menschen, die seit Monaten darauf warten, hat das
Parkbahntheater der Niebuhrg in Lirich sein Publikum am Freitagabend geführt: auf einen
Campingplatz in Südfrankreich. Dort wurden die Zuschauer Zeugen einer Beziehungskiste, die
ihnen zwei Stunden lang schlagfertige Dialoge, brillante Komik, prächtigen Gesang und einige
Einsichten in die Zerbrechlichkeit der Liebe bot. Die beiden Darsteller Nina Barton (als Anke)
und Oliver Sekula (als Karsten) lieferten mit der Boulevardkomödie „Runter zum Fluss“ von
Frank Pinkus eine mehr als solide künstlerische Leistung ab.
Anke und Karsten sehen sich dort als Zeltnachbarn genau zur gleichen Zeit nach endlosem
Streit von ihren Partnern verlassen, reagieren aber völlig unterschiedlich darauf. Während er
um sein „Schnackel“ trauert, verschwendet sie scheinbar keinen Gedanken daran, woran der
Zwist mit ihrem „Stier“ gelegen haben mag. Sie macht sich stattdessen an Karsten heran. Nur
entspricht der so gar nicht ihrem Bild von einem „richtigen“ Mann.
Mangels eigener Behausung quartiert sie sich kurzerhand nicht nur in seinem Zelt ein. Sie
unterwir! ihn auch gleich einem Umerziehungsprogramm. Und er, der lange beim „Sie“ bleibt,
lässt es mit sich geschehen, ist ihm doch klar, dass er als langweiliger Beamter mit vielen
Marotten ohnehin an sich arbeiten müsste, wenn er auf dem Beziehungsmarkt noch einmal
punkten wollte.
Gegensätze ziehen sich an
Größer könnten die Unterschiede zwischen den Urlaubsbekanntscha!en nicht sein: sie
temperamentvoll, um keine Ausrede verlegen, immer mit dem letzten Wort („Ich sage frei
raus, was ich denke“) und er verlegen, selbstkritisch („wenn ich ehrlich bin, hab’ ich eigentlich
Angst vor Frauen“), mit Engelsgeduld, bis ihm irgendwann die Hutschnur platzt. Genau darauf
hat sie gewartet, als sie ihn erst dazu bringt, sich nass zu rasieren, dann selbstbewusster
aufzutreten, ja sogar Alkohol zu trinken und Gewagtes zu unternehmen.
Das Eis zwischen ihnen ist gerade gebrochen, als die geflohenen Partner ihre Rückkehr
ankündigen. Wie das ihre Beziehung beeinflusst, sei hier nicht verraten. Es sind gekonnt
gesungene Lieder, die die jeweilige Lage beschreiben, zum Beispiel „Sie“ (bekannt durch
Charles Aznavour) oder am Ende Edith Piafs „Schau’ mich bitte nicht so an“. Schade nur, dass
nur etwa 20 Zuschauer zur Premiere kamen. Aber der Spaß wird am Freitag, 26. Juni, 19 Uhr,
Samstag, 27. Juni, 19 Uhr, und Sonntag, 28. Juni, 17 Uhr, erneut gespielt und auch im Juli.